Geschichten erzählen mit Nested Loops und Chaining
Letzte Aktualisierung: Tuesday, 09/03/2024
Hier wollen wir uns eine Technik für das Erzählen von Geschichten ansehen - modern sagt man dazu natürlich "Storytelling".
Diese Technik hat im Bereich des NLP fast schon mystischen Kultstatus, aber im Prinzip ist alles ganz einfach. Mal abgesehen davon, dass man in NLP natürlich keine Geschichten erzählt, sondern Metaphern.
Und diese Art der Geschichtenerzählerei ist auch kein Teil von NLP, sondern bereits im Altertum bekannt und verwendet.
Das Erzählen von Geschichten ist insbesondere wichtig, weil Menschen mit Emotionen arbeiten und diese lassen sich über Geschichten am Besten ansprechen. Wenn Du ein paar tolle Fakten hast, dann verpacke diese Fakten in Geschichten und Du wirst sie weit besser transportieren können.
Geschichten sind für uns also die Verpackung, um unsere Nachricht möglichst effizient an den Empfänger zu bringen.
Es geht also einfach darum, eine spannende Geschichte zu erzählen, welche die Zuhörer bei der Stange hält und darin auch noch Deine gewünschte Nachricht zu verpacken.
Bei "Nested Loops" geht es um verschachtelte Geschichten. Vereinfacht gesagt fangen wir eine Geschichte an und noch bevor sie zu Ende ist, wechseln wir auf die nächste Geschichte und so weiter. Dann packen wir unsere gewünschte Nachricht ein und schließen die einzelnen Geschichten wieder.
Das Diagram zeigt Dir, wie so eine Sammlung von Geschichten aussieht. In diesem Diagramm werden drei Geschichten ineinander verknüpft - das sollte auch die minimale Anzahl an Geschichten sein, die Du verwendest.
Also hier der Ablauf, wenn wir drei Geschichten verwenden:
Geschichte A beginnt und man erzählt den Anfang von Geschichte A ...... dann kommt ein Übergang und es geht los mit Geschichte B und wir erzählen weiter ...... dann finden wir wieder einen Übergang und es geht los mit Geschichte C ... ... innerhalb der Geschichte C platzieren wir nun unsere Nachricht (N), also die Kernaussage und ... erzählen die Geschichte C fertig ... ... und kommen wieder zurück zu Geschichte B, welche wir abschliessen und ...... wieder zurück zu Geschichte A, die jetzt auch beendet wird.
Dieses Spiel kann man natürlich mit viel mehr Geschichten und einer viel komplizierteren Verschachtelung aufbauen. Es lässt sich ein kompletter Kurs in ein komplexes System von Geschichten einbauen und die erste Geschichte von ersten Tag endet als letzte Geschichte am letzten Tag.
Die besondere Schwierigkeit liegt darin, dass die einzelnen Geschichten auch möglichst authentisch klingen und die Übergänge nicht als "erzwungene" Übergänge wahrgenommen werden.
Einen Cliffhanger, also wortwörtlich einen "Klippenhänger", kennt man meistens aus Fernsehserien.
Wenn eine Folge zu Ende geht, dann passiert noch etwas ganz spannendes, aber das Ende bleibt offen ... bis zur nächsten Folge.
Genau dieses Konzept kann man auch hier einsetzen, bevor man zur nächsten Geschichte wechselt.
Ganz einfach die Verkettung von Geschichten. Also mehr oder weniger auch ein ähnliches Konzept wie die Nested Loops ohne genauer auf die Verschachtelung einzugehen.
Das heißt, eine Geschichte folgt auf die nächste. Allerdings wird hierbei darauf geachtet, dass jede Geschichte den Zuhörer in einen gewissen Zustand bringt und die nächste Geschichte darauf aufbaut.
Stellen wir uns vor, wir möchten jemand aus einem sehr traurigen Zustand in einen positiven und fröhlichen Zustand bringen.
Das werden wir kaum mit einem kurzen Ruck schaffen, also bringen wir ihn sozusagen von Geschichte zu Geschichte immer weiter in Richtung des gewünschten Zustandes.
Die Kraft von Geschichten liegt einfach darin, dass durch Geschichten starke Gefühle erzeugt werden können. Eine Geschichte lässt Bilder im Kopf der Zuhörer entstehen und nimmt sie mit auf eine Reise.
Die Idee hinter einer Geschichte, ganz besonders hinter verschachtelten Geschichten, liegt darin, dass man am Bewusstsein vorbei direkt mit dem Unbewussten der Zuhörer sprechen möchte.
Während also das Bewusstsein ganz damit beschäftigt ist der Geschichte zu folgen, dringen die darin eingepackten Nachrichten möglichst ungefiltert ins Unbewusstsein.
Mit Hilfe von verschachtelten Geschichten wird dieser Effekt noch verstärkt, weil das Bewusstsein damit beschäftigt ist, jedem einzelnen Erzählstrang zu folgen - und nach einer gewissen Zeit funktioniert das nicht mehr.
Während also bereits die vierte oder fünfte Geschichte erzählt wird, überlegt das Bewusstein noch immer wie die ersten drei Geschichten wohl ausgehen und verliert damit an Urteilskraft.
Am Besten versucht man es einfach mal selbst und prüft die Wirkung für sich selbst.
Im NLP Umfeld werden wahre Wunderdinge von nested loops erzählt und oft weisen Trainer, wenn sie es überhaupt erzählen, darauf hin, dass sich das gesagte er später voll entfaltet und für die Teilnehmer unbewusst aufgenommen wird.
Hier darf man natürlich auch kritisch hinterfragen, ob das nicht eine einfache Ausrede sein könnte, dass man derzeit einfach nichts besseres zu sagen hat und der Erfolg nicht so schnell sichtbar sein wird.
Obwohl das Konzept sehr einfach ist, sieht es mit der praktischen Umsetzung etwas anders aus. Hier gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit, um Nested Loops wirklich zu lernen: üben, üben, üben, ...
Am Besten fängst du mit einer kleinen Geschichte an und versuchst innerhalb dieser Geschichte einen Übergang auf eine andere Geschichte zu finden. Dann erzählst du diese Geschichte weiter und suchst ein Ende, welches wieder gut zur ursprünglichen Geschichte zurück führt.
Als nächsten Schritt, kannst Du es dann mit drei Geschichten versuchen und innerhalb der dritten Geschichte Deine Kernbotschaft einpacken.
Natürlich kann man diese Geschichten noch mit anderen Konzepten wirkungsvoller machen. Wer also Lust und Laune hat kann sich hier frei austoben. Ganz interessant ist es zum Beispiel in einer Geschichte etwas offen zu lassen, das erst später beim Schließen beantwortet wird.
Beispiel (verkürzt): Ich hatte letztens ein Kundengespräch bei einer der größten Reedereien in Hamburg. Und dort bei ... ach wie heissen die nochmals ... Jedenfalls nächste Geschichte ... ... ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein, das war bei MSC und ...
Wirkung: Während man mit seinen Geschichten weiter erzählt, konzentrieren sich die Zuhörer noch darauf, wie denn einer der größten Reedereien heissen könnte.
Bei all den Geschichten wird es natürlich recht schnell etwas kompliziert. Eine sehr einfache Technik, um sich die Reihenfolge der Geschichten zu merken, ist die "Kinästethische Finger-Merktechnik".
Dabei legt man einfach auf jeden Finger eine Geschichte und kann sich dann sehr einfach einprägen, wo man gerade im Erzählstrang ist.
Man beginnt also mit seiner "Daumengeschichte" und verzweigt dann auf die "Zeigefingergeschichte", weiter zur "Mittelfingergeschichte" usw.
Durch Berührung des jeweiligen Fingers mit dem Daumen, hat man einen sehr guten Anhaltspunkt wo man sich gerade befindet und kann die Geschichten dann auch wieder sehr schön in der richtigen Reihenfolge schließen.
Und mit beiden Händen kann man diese Technik auf bis zu 10 Geschichten ausdehnen.
Diese Verkettung und Verschachtelung von Geschichten klingt fürs Erste sehr interessant, aber man sollte sich auch die Nachteile vor Augen führen.
Ein Punkt bei den Nested Loops ist natürlich der Zeitaufwand. Man benötigt schon einiges an Zeit, damit man seine ganzen verschachtelten Geschichten erzählen kann, um schlussendlich seine Nachricht zu transportieren.
Daher wird das auch ganz gerne eingesetzt, um lange Kurse und Vorträge mit "Inhalt" zu füllen. Das mag für viele auch ganz nett und entspannend sein. Man lässt sich von kleinen, netten Geschichten berauschen und irgendwann später kommt die Nachricht dann automatisch im Unbewusstsein an.
Hierbei sollte man aber nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt, die es äußerst anstrengend finden, wenn man nie auf den Punkt kommt und immer "um den heißen Brei herumredet".
Sind besonders viele Informationen in kurzer Zeit zu vermitteln, dann ist der Einsatz von verschachtelten Geschichten auch mit Vorsicht zu genießen.
Bei der Präsentation von Geschäftszahlen kann man die Informationen sehr wohl in eine Rahmenhandlung einbinden, allerdings sollte man sehr vorsichtig sein die "harten Fakten" hinter endlosen Geschichten zu platzieren.
Ein weiterer Punkt ist die Platzierung der Nachricht innerhalb von Geschichten, um das Unbewusstsein möglichst direkt anzusprechen.
Oft möchte man die Information sehr wohl ins Bewusstsein der Zuhörer übermitteln und nicht viel später im Unbewusstsein wirken lassen.
Beispiele
Wenn Du ein gutes Beispiel geschrieben hast, dann schick es uns einfach vorbei und wir können es gerne hier veröffentlichen.
Kommentare
Winfried Wengenroth |
Oct 2023Also, ich muss wirklich sagen, dass dieser Beitrag sehr umfangreich ausgearbeitet worden ist, so dass ich das endlich mal verstehen, wie man Story Telling macht und nächste Loops setzt und schafft. Vielen Dank für die Ausführung und vor allen Ding auch die Grafiken. Das war sehr hilfreich.
Reply